Wie Social Media deine Zeit auffrisst

Social Media hat mittlerweile das Leben von Milliarden von Menschen verändert und prägt zunehmend das Bild unserer Gesellschaft. Was früher einmal der Fernseher war hat sich bei der jungen Generation längst in Facebook, Instagram und TikTok verwandelt: Ein Fenster zur Welt direkt in das eigene Leben. Ein Fenster zu einer Welt in der man nie allein ist und Langeweile nicht existiert – Sie wird mit einem Swipe beiseite gefegt. 

Wir wollen in diesem Post kein allzu negatives Bild von Social Media zeichnen – Du kennst die Negativargumente bereits. Wenn du allerdings trotzdem zu den Millionen von Menschen gehörst die sich gelegentlich dabei ertappen, länger als geplant auf z.B. Instagram herum zu scrollen, könnte dir dieser Artikel helfen. Zuerst wollen wir klären, was diese Plattformen so süchtig macht, ohne dass man es im ersten Moment wahrnimmt. Anschließend machen wir eine kleine Kosten-Nutzen Rechnung: Was gibt dir der Konsum von Social Media und was opferst du dafür? Zum Schluss reden wir über einige Methoden, wie du die Zeit auf Social Media Plattformen reduzieren kannst, und was dir auf dem Weg dorthin helfen kann. 

“Warum bin ich gerade auf Instagram? Ich wollte doch eigentlich…”

Ein solcher Gedanke wird sicherlich dem ein oder anderen schonmal durch den Kopf gegangen sein. Aber warum ist das so, dass wir uns plötzlich in Situationen wiederfinden, in denen wir minutenlang durch Instagram Feeds geschweift sind oder TikTok Videos geschaut haben, obwohl wir uns eigentlich etwas völlig anderes vorgenommen hatten?

Smartphone-Nutzer (also praktisch alle Menschen) verbringen durchschnittlich 144 Minuten pro Tag auf Social Media Plattformen: Das sind 2 Stunden und 24 Minuten, ein ganz schöner Happen. Wenn man einzelne Personen jedoch direkt nach dem Aufstehen fragen würde, “Hey, womit möchtest du heute deine wertvolle Zeit verbringen?”, würde wohl kaum jemand sagen: “Oh ja, ich hatte mir vorgenommen heute so ca. 90 Minuten auf Instagram zu sein, und dann vielleicht noch 45 Minuten TikTok…” 

Wie du vielleicht schon merkst handelt es sich bei den meisten Minuten die auf solchen Social Media Plattformen verbracht werden, wahrscheinlich nicht um eine geplante Handlung. Viele Personen berichten sogar, dass sie eigentlich viel weniger Zeit auf Social-Media-Apps verbringen wollen, aber es schwer fällt. 

Dopamin macht uns süchtig –  Dich auch?

Man könnte fast sagen, dass diese Plattformen einen langsam süchtig machen, und diese Behauptung ist gar nicht so weit hergeholt, wenn man einmal einen Blick hinter die Kulissen des menschlichen Gehirns wirft: Wir streben ständig nach Belohnung! Ein Stück Schokolade, ein Erfolgserlebnis, ein Kompliment, ein Kuss, ein gewonnenes Spiel: All diese Erlebnisse lösen im Gehirn einen Ausstoß des Neurotransmitters Dopamin aus. Doch nicht nur das: auch auch das betrachten eines Memes, ein überraschender Moment in einem Video, ein Witz – All das injiziert Mikrodosen von Dopamin und das Gehirn reagiert wie bei den vorher genannten Reizen auch.

Diese Dopamin-Schaltkreise sind dabei fast so alt, wie das Leben selbst. Vom Hummer am Grunde des Meeres bis zur Brieftaube: fast alle Tiere besitzen diese Systeme und beim Menschen ist das nicht anders. Es wäre also sinnlos, dieser Mechanik entfliehen zu wollen, da sie so in den Tiefen des Gehirn verankert ist, wie kaum ein anderer Aspekt menschlichen Verhaltens. Dopamin ist erst einmal nicht schädlich, allerdings merkt sich das Gehirn die Handlungen, die zum Ausstoß von Dopamin geführt haben, und will mehr davon. Mit jeder neuen Dosis wird die Verknüpfung enger geknüpft, bis am Ende die Handlung (falls verfügbar) ganz automatisch ausgeführt wird, weil dein Gehirn gierig ist nach einer weiteren Dosis Dopamin. In der Psychologie wird dieser Vorgang übrigens als Klassische Konditionierung bezeichnet.

In Stresssituationen oder wenn wir gerade kein anderes Ziel vor Augen haben, sind wir besonders anfällig dafür, dass diese Dopamin-Schaltkreise in unserem Gehirn zum Leben erwachen und unbewusste Automatismen unser Handeln übernehmen. 

Vielleicht hast du auch schonmal gemerkt, dass du in Situationen in denen du dich überwältigt fühlst und Ablenkung brauchst fast automatisch in einer Social Media App landest. Dein Gehirn will es so, und steuert deine Finger teilweise unabhängig von deiner eigentlichen Intention. 

Zwei kleine Experimente die du probieren solltest

Du kannst dazu mal ein Experiment mit dir selbst machen: entferne eine Social Media App, die du häufig öffnest mal von deinem Homescreen (so, dass du erst nach der App suchen musst, um sie zu öffnen). Du wirst dich sehr wahrscheinlich bald in einer Situation befinden, wo du auf die entsprechende Stelle des Bildschirm tippst, und danach erst realisierst, “oh nichts passiert und warte mal, eigentlich wollte ich gerade auch gar nicht auf Instagram, sondern etwas ganz anderes machen.” 

Es hilft auch schon dich selbst zu beobachten in welchen Situationen du selbst auf z.B. Instagram zugreifst und warum. Führe dazu einfach mal eine Liste in der du jedes Mal, wenn du dich auf Instagram wiederfindest einträgst, was der Grund dafür war. Viele Menschen stellen dann überrascht fest, dass sie die App ohne bewusste Intention geöffnet haben. Ein Teil des Gehirns hat sich hier schon verselbstständigt. 

Große Unternehmen wie Facebook und Google sind sich dieser Mechanismen bewusst und nutzen sie ganz gezielt aus: Algorithmen entscheiden, was du auf den Plattformen zu sehen bekommst und was nicht. Diese werten jeden deiner Klicks aus und optimieren sich selbst um dich möglichst lange auf der Plattform zu halten. Dabei kommt es den Algorithmen auch tatsächlich nicht darauf an, wie sinnvoll der Content für dich ist, oder wie sehr er dir gefällt: Das einzige was zählt ist, ob du durch den Content länger auf der Plattform bleibst.

Youtube stand vor einigen Jahren beispielsweise vor der Entscheidung, wie der Algorithmus Videos vorschlagen soll: Man hatte überlegt, Videos vorzuschlagen die besonders viele Likes haben oder die besonders hochwertig gemacht sind. Am Ende wurde aber die Watchtime auf der Plattform als einziges Kriterium verwendet, nach dem Videos vorgeschlagen werden. Der Algorithmus zeigt dir genau, die Videos, von denen er glaubt, dass du durch den Klick darauf noch lange auf Youtube verweilst. Es ist also kein Wunder, dass wir viel Zeit auf Social Media Plattformen verbringen. Große Konzerne beschäftigen eine Armee von klugen Köpfen, die versuchen dein Gehirn besser zu verstehen als du selbst. 

Aber Kopf hoch!  Im nächsten Teil dieser Blogpost-Reihe werden wir uns anschauen, was du persönlich dagegen tun kannst, dich von Social Media abhängig zu machen und wie du wieder Herr über deine eigene wertvolle Zeit wirst. 

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